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Das Funkenfeuer: eine alte Allgäuer Tradition gegen den dunklen Winter
Es knistert, knackt und knallt
Die bunte 5. Jahreszeit hat seit Aschermittwoch ein Ende und ist der stillen und zurückhaltenden Fastenzeit gewichen. Das Ende der Faschingszeit bringt auch eine besondere Allgäuer Tradition mit sich: das Funkenfeuer. Doch was hat es damit auf sich?
Eine große Menschenmenge schart sich um den knisternden und knackenden Haufen Holz, mit knallen und zischen fällt die lichterloh brennende Hexe in das flackernde Feuer.... Nein! Hier geht es nicht um einen mittelalterlichen Horrorfilm, sondern um eine alte Allgäuer Tradition.
Züngelnde Flammen gegen böse Geister
Das sogenannte "Funkenfeuer" oder kurz "Funken" ist ein alter heidnisch-germanischer Brauch, der auch noch heute im Allgäu verbreitet ist. Das Feuer soll laut Erzählungen den Winter vertreiben und Licht in die winterliche Dunkelheit bringen. Die heidnische Variante ist die heute geläufigste Erklärung für den am Sonntag nach Aschermittwoch gepflegten Brauchtum. Der Termin, sowie die Überlieferungen, zeigen eine enge Verbundenheit zu der schwäbisch-alemannischen Fastnacht und zu dem Beginn der Fastenzeit.
Traditionen pflegen
Auch heute wird der alte heidnisch-germanische Brauch des "Funkenfeuer" noch ausgiebig zelebriert. Schon Wochen und Monate vorher werden Holzvorräte gesammelt. Den Tag vor Funkensonntag treffen sich die "Funkenbuaba" zum gemeinsamen Aufrichten des Funken. Holzblock um Holzblock wird aufeinander geschichtet. In der Mitte des Haufens stecken die Erbauer eine lange Holzstange, an deren Ende die "Funkenhex" befestigt wird. Meist wird die aus Stroh gefertigte und mit Kleidung ausstaffierte Puppe mit ein wenig Schießpulver befüllt, damit die "Hex" mit einem lauten Knall in Flammen aufgeht.
Nach dem Errichten heißt es durchhalten und Wache schieben, denn wie das "Maibaum-Stehlen" ist auch das vorherige Anzünden eines benachbarten Funken eine alte Tradition bei der Allgäuer Jugend. Dieses Risiko will natürlich keiner der jungen Burschen eingehen. Im Allgäu wird es den "Funkenstaplern" nicht leicht gemacht, da sie mit mehreren Feuern in der Region oder sogar im Ort konkurieren müssen.
Am Abend des Funkensonntag, wenn sich die Dunkelheit über das Allgäu legt, ziehen die Dorfbewohner, dick eingepackt in Winterjacke und mit festem Schuhwerk, Richtung Funken. Hier erwartet die Schaulustigen leckere und zuckersüße "Funkenkriechle", sowie heißer Glühwein oder Punsch. Nach dem Entzünden des Funken zeigt sich das Talent der Erbauer, denn je länger der Funken braucht, um ganz abzubrennen, desto besser wurde er gestapelt.
Der große Höhepunkt ist das Verbrennen der Hexe. Wenn diese knallend und zischend in die Flammen fällt, ist das Spektakel meist vorüber und die Zuschauer machen sich auf den Heimweg. Für die "Funkenbuaba" steht nun nochmals, bis der Funken abgebrannt ist, Funkenwache an. Die lange Wartezeit versüßen sich die Burschen mit dem ein oder anderen Bierchen ;)
Eine süße Versuchung
Wer sich ein bisschen Allgäuer Tradition nach Hause holen möchte, kann sich, mit dem folgenden Rezept an eigenen "Funkenkiechle" versuchen :)
Zutaten: 1/8l Milch, 500g Mehl, 40g Hefe, 80g Zucker, 70g Butter, 2 Eier, 1 Prise Salz und Zucker oder Puderzucker zum Bestreuen
So geht´s: Die Hefe lässt man in ein wenig lauwarmer Milch gehen, gibt diese dann in die Mitte eines Gemisches aus Zucker und Mehl und lässt den Teig nochmals ca. 30 Minuten gehen. Danach kommen Butter, Eier und die übrig gebliebene Milch sowie die Prise Salz dazu. Der Teig wird solange geknetes, bis er Blasen wirft. Nun muss der Teig nochmals eine Stunde gehen, bevor man ihn in große, ovale Stücke schneidet. Diese werden auf ein mit Mehl bestreutet Brett gelegt und müssen abermals 30 Minuten gehen. Nun zieht man den Teig unter ständigem Drehen von der Mitte her nach außen, so dass sich ein dicker Rand bildet und das Innere hauchdünn wird. Das Kiechle muss nun sofort im schwimmenden Fett ausgebacken und noch heiß mit Zucker bestreut werden. An Guaten!